„Gute Presse ist wie ein Kompass“ – Minister Freches betont auf “How I met my idea” die strategische Bedeutung der Pressewirtschaft
Foto Himmi 2024: © Thomas Leufgen
Bei der diesjährigen Ausgabe von HIMMI – How I Met My Idea hat sich Minister Gregor Freches (PFF) klar für eine stärkere Anerkennung, Förderung und Absicherung der Pressewirtschaft ausgesprochen. In einem ausführlichen Interview mit den Veranstaltern sprach Freches über die Notwendigkeit kreativer Freiräume, die Herausforderungen im digitalen Zeitalter – und über die Verantwortung der Politik, den Medienstandort Ostbelgien zukunftsfähig zu machen.
„HIMMI ist weit mehr als ein Netzwerkabend. Es ist ein lebendiger Marktplatz der Ideen.“, betont Minister Freches.
„Hier kommen Menschen zusammen, die nicht nur kreativ denken, sondern auch unternehmerisch handeln.“
Kreativität braucht Raum – Journalismus braucht Haltung
In einer Zeit, in der sich die Pressewirtschaft mit wirtschaftlichem Druck, politischer Einflussnahme und technologischen Umbrüchen konfrontiert sieht, ist HIMMI aus Sicht des Ministers ein positives Gegenmodell:
„Kreative Arbeit endet nicht mit einem abgeschlossenen Projekt oder einem geschriebenen Artikel – sie beginnt dort erst. Und genau das wird hier sichtbar: Wie aus einer Idee ein Projekt wird. Und aus einem Projekt – Wirtschaftskraft.“
Die Botschaft ist klar: Journalismus ist kein Selbstläufer. Er braucht professionelle Strukturen, Zeit und Ressourcen. Vor allem aber braucht er ein Umfeld, in dem Qualität mehr zählt als Geschwindigkeit.
„Gute Presse ist kein Zufall. Sie ist das Ergebnis von Recherche, Professionalität, Zeit und Haltung. Und ja, das hat einen Preis – aber dieser Preis ist es wert. Denn: Wer spart an der Wahrheit, bezahlt später mit Vertrauen.“
Presse im digitalen Wandel: Gestalten statt fürchten
Mit Blick auf die Rolle von Social Media, Künstlicher Intelligenz und sich verändernden Mediengewohnheiten formuliert Minister Gregor Freches einen klaren politischen Handlungsauftrag:
„Die Grenzen zwischen klassischem Journalismus und neuen Formaten verschwimmen. Das ist kein Grund zur Sorge – sondern ein Aufruf zur Gestaltung.“
Ziel müsse es sein, Transparenz für die Nutzer zu schaffen, ohne künstliche Hürden zu errichten. Denkbar seien z. B. Kennzeichnungen, ob ein Beitrag journalistisch oder maschinell entstanden ist – und wer redaktionell verantwortlich zeichnet, schreibt oder kreeirt.
„Die Menschen haben ein Recht darauf zu wissen: Wem kann ich vertrauen? Wer steht hinter dem Inhalt?“
Die Zukunft der Presse in Ostbelgien: Fair, vielfältig, nachhaltig
Im Interview positioniert sich Minister Freches deutlich gegen Stillstand und für den bewussten Umgang mit digitalen Entwicklungen:
„Die Zukunft der Presse liegt nicht darin, gegen Technik zu kämpfen – sondern sie sinnvoll zu nutzen. Wer KI lernt zu verstehen, wird sie weniger fürchten.“
Politisch setzt sich der Minister für faire Rahmenbedingungen auf regionaler und europäischer Ebene ein – etwa im Bereich Urheberrecht, Medienförderung und Plattformregulierung.
„Unsere Aufgabe als Politik ist es, faire Bedingungen für alle Medienformate zu schaffen – analog und digital. Das heißt konkret: Wir brauchen Fördermodelle, die nicht nur Papier und Druck unterstützen, sondern auch Podcasts, digitale Formate und investigativen Onlinejournalismus.“
HIMMI als Symbol einer lebendigen Medienkultur in Ostbelgien
Minister Freches würdigte HIMMI nicht nur als Innovationsplattform, sondern auch als Ort der demokratischen Verständigung.
„Ich wünsche mir, dass dieser Abend ein Moment des Austauschs ist. Dass wir einander zuhören, miteinander diskutieren – und verstehen: Die Pressewirtschaft ist nicht nur ein Sektor. Sie ist ein Spiegel unserer Demokratie – und mitverantwortlich für ihre Zukunft.“
Hier geht es zum Original Interview:
Frage 1: Herr Minister, was bedeutet Ihnen das Format HIMMI – gerade im Kontext der Pressewirtschaft?
Was HIMMI schafft, habe ich im letzten Jahr selbst erlebt – und es hat mich beeindruckt. Denn HIMMI ist weit mehr als ein Netzwerkabend. Es ist ein lebendiger Marktplatz der Ideen – und das meine ich ganz wörtlich.
Hier kommen Menschen zusammen, die nicht nur kreativ denken, sondern auch unternehmerisch handeln.
Hier entstehen Verbindungen, die sonst vielleicht nie zustande gekommen wären.
Ich erinnere mich noch gut an die Gespräche, die Offenheit, das gegenseitige Interesse.
Kreative Arbeit endet nicht mit einem abgeschlossenen Projekt oder mit einem geschriebenen Artikel – sie beginnt dort erst. Und sie wächst weiter, unaufhaltsam. Und genau das wird hier sichtbar: Wie aus einer Idee ein Projekt wird. Und aus einem Projekt – Wirtschaftskraft.
Gerade in einer Zeit, in der die Pressewirtschaft unter wirtschaftlichen, politischen und technologischen Druck steht, braucht es Räume, in denen neue Wege gedacht und ausprobiert werden dürfen und MÜSSEN.
HIMMI ist so ein Raum.
Es bringt kluge, kritische und kreative Köpfe zusammen – und genau das braucht eine gesunde Medienlandschaft. Hier in Ostbelgien. In Europa. Und weltweit.
Denn Presse ist nicht einfach nur Inhalt. Presse ist Infrastruktur. Presse ist Stimme.
Presse ist das Sprachrohr unserer Demokratie – und ja, sie ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, den wir sichern und stärken müssen.
Frage 2: Warum ist der freie Zugang zu professioneller Information heute so entscheidend – für unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft?
Weil das Recht auf Information kein Luxus ist, sondern Grundbedingung einer freien Gesellschaft.
Wir sprechen zu oft von „Pressefreiheit“ – als wäre sie ein dekorativer Zusatz.
Dabei ist sie die Grundlage dafür, dass Menschen faktenbasiert entscheiden können: bei Wahlen, im Alltag, im Beruf.
Gute Presse ist kein Zufall. 4
Sie ist das Ergebnis von Recherche, Professionalität, Zeit und Haltung.
Und ja, das hat einen Preis – aber dieser Preis ist es wert, gezahlt zu werden.
Denn: Wer spart an der Wahrheit, bezahlt später mit Vertrauen.
In Ostbelgien fördern wir deshalb nicht nur kulturelle Kreativität, sondern ganz gezielt auch den journalistischen Anspruch – wir investieren in Qualität, nicht in Geschwindigkeit.
Frage 3: Wie kann Politik die Pressewirtschaft im Zeitalter von KI, Social Media und Reizüberflutung konkret unterstützen?
Indem sie anerkennt, dass Information heute in vielen Formen kommt – geschrieben, gesprochen, gezeichnet, gesendet, animiert, geteilt.
Und all das ist heute Teil von Pressewirtschaft. Ob man es nun mag oder nicht.
Die Grenzen zwischen klassischem Journalismus und neuen Formaten verschwimmen.
Das ist kein Grund zur Sorge – sondern ein Aufruf zur Gestaltung. Denn wir haben das Momentum, zu sichern, zu gestalten und 6
Wir denken deshalb in Ostbelgien darüber nach, wie wir Transparenz für Leser und Nutzer schaffen, ohne Schranken zu errichten. Zum Beispiel durch eine klare Kennzeichnung: Wurde ein Beitrag journalistisch erarbeitet – oder maschinell/KI generiert? Wer hat redaktionell geprüft, wer nicht?
Das schützt nicht nur Urheberinnen und Urheber, Journalisten, Illustratorinnen und Illustratoren, Autorinnen und Autoren, oder andere – sondern auch die Leserschaft.
Sie verdient zu wissen: Wem kann ich vertrauen? Wer steht hinter dem Inhalt?
Denn was wir nicht zulassen dürfen, ist, dass die Wahrheit in einem digitalen Nebel untergeht. 7
Frage 4: Wo sehen Sie die Zukunft der Presse in Ostbelgien – und was muss sich auf politischer Ebene noch tun? / Was braucht es politisch, damit die Pressewirtschaft auch in Zukunft in Ostbelgien gut aufgestellt ist?
Die Zukunft der Presse in Ostbelgien liegt nicht darin, gegen den Fortschritt und die bestehende Technik zu kämpfen – sondern darin, sie sinnvoll zu nutzen. Wer lernt, die KI zu verstehen, wird sie nicht mehr fürchten. Wer sie gestalten will, darf sich nicht wegdrehen.
Angst führt zu Stillstand – und Stillstand bringt uns nicht weiter. Deshalb setzen wir uns für faire Rahmenbedingungen ein – auch auf EU-
Ebene: beim Urheberrecht und beim Schutz lokaler Medien- und Kreativschaffenden.
Und wir brauchen mehr Wertschätzung für journalistische Arbeit.
Kein Algorithmus ersetzt den Blick eines Menschen, der Widersprüche erkennt, recherchiert und mit Verantwortung schreibt.
Unsere Aufgabe als Politik ist es, faire Bedingungen für alle Medienformate zu schaffen – analog und digital.
Das heißt konkret: wir brauchen Fördermodelle, die nicht nur Papier und Druck unterstützen, sondern auch Podcasts, digitale Formate, investigativen Onlinejournalismus.
Wir setzen uns zudem für eine stärkere europäische Regulierung ein, die große Plattformen in die Pflicht nimmt – und kleine, lokale Medien schützt.
Journalismus ist fundiert und recherchiert. Und diese Art der Informationsquelle ist etwas, was wir für jetzige und zukünftigen Generationen sichern müssen.
Frage 5: Was wünschen Sie sich persönlich für den heutigen Abend?
Ich wünsche mir, dass dieser Abend ein Moment des Austauschs ist. Dass wir uns gegenseitig zuhören, miteinander diskutieren dürfen – und verstehen: Die Pressewirtschaft ist nicht nur ein Sektor. Sie ist ein Spiegel unserer Demokratie – und mitverantwortlich für ihre Zukunft.
Und ich wünsche mir, dass neue Synergien entstehen: zwischen Kreativen, Unternehmern, Medienschaffenden und der Politik.
Denn Demokratie ist Teamarbeit. Und gute Presse ist unser gemeinsames Projekt.
Vielen Dank – und einen inspirierenden Abend an alle!